Hallo allerseits,
zu der aktuellen Jahreszeit macht man ja gerne mal die eine oder andere Bastelei in eher beheizten Räumen. Darum habe ich mich in den letzten Tagen um den vorhandenen Zündlichtschalter gekümmert, sprich das Zündschloß bzw. dessen Lichtschalterkombination in der Ausführung "Reichsklasse" park-aus-matt-hell.
In der Ersatzteilliste ist dieses Teil mit "Schaltkasten" bezeichnet.
Folgende Unterschiede sind mir bekannt und bei F5, F7 und F8 gleich:
Meisterklasse: Zündung mittig, Knebel Parklicht und Abblendlicht, Fernlicht über Fußabblendschalter links im Fußraum
Reichsklasse: Zündung mittig, Knebel Parklicht, Abblendlicht (matt) und Fernlicht (hell). Kein Fußabblendschalter. Schema PARK-AUS-MATT-HELL
Der Tarnscheinwerfer scheint aufs Parklicht geklemmt worden zu sein, und das Parklicht selbst parallel zum Abblendlicht "matt".
Der Zündschlüssel - oder besser Zündblechstück- spottet eigentlich schon in den 30er Jahren jeglicher Beschreibung. Ein einfacher Blechstreifen, der nur an einer Stelle eine Verjüngung braucht, damit er sich drehen lässt und in "ein" nicht abgezogen werden kann, täte es auch. Vermutlich auch ein Metallbügel einer Brille etc. Dieser "Zündschlüssel" schaltet mittig sitzend einen etwas stärkeren Kontakt (Batterie - Zündung)
Weitere Betrachtung: Reichsklasse.
Mechanisch zwei unterschiedliche Versionen der Befestigung. F5 und F7 bis 1938 (?) zwei Schrauben mit Bohrung im Armaturenbrett. Möglicherweise nur in der F5-Version mit dem eingesetzten Blech im Holz.
F7 ab 1938 und Reichsklasse F8 Befestigung wie beim Tacho mittels Klemmbügel von hinten im Armaturenbrett. Demzufolge muß das Schaltergehäuse auch einen Rand "Krempe" haben, welche vorderseitig auf dem Armaturenbrett auf liegt, analog zum Chromring des Tachos.
Der mir vorliegende Schalter "Schaltkasten" ist Reichsklasse mit zwei Befestigungsschrauben. Möglicherweise, eher wahrscheinlich, brauche ich aber streng genommen die Version mit dem Haltebügel. Lässt sich aber durch einen Blechring mit den beiden Schraubenauch realisieren.
Was mich jetzt verunsichert: Laut Ersatzteile-Liste ist der Bügel sichtbar, in der Beschreibung steht aber "04761 Schaltkasten, elfenbeinfarbig". Was ist da "elfenbeinfarbig"? Eben der Einbauring und der Knebel?
Um diesen habe ich mich jetzt mal gekümmert, ihn gängig gemacht, etwas aufgearbeitet und die Kontakte mittels Glasfaserstift gereinigt. Wunderbare massive, federbelastete Messingkontakte, im Gegensatz zum "Schloß" von wunderbarer Qualität und für die Ewigkeit gebaut. Hersteller ist übrigens Peerboom&Schürmann, Düsseldorf.
Der Fundzustand:


An die Kontakte kommt man sehr einfach, in dem man den Schalter bajonettmäig öffnet. Die drei Befestigungsstifte sind "idiotensicher" im nicht-120°-Winkel angeordnet, sodaß sie nur in der richtigen Stellung passen:

Die Kontaktflächen lassen sich problemlos mittels Glasfaserstift reinigen, und die Pertinaxplatte mit handelsüblichem Glasreiniger.
Die beiden im oberen Foto sichtbaren Mitnehmer halten die Kontaktplatte des Schalters und eine darunter liegende Isolierscheibe nur mit ganz leichtem Druck fest. Diese kann herausgenommen werden. Ebenso der mittlere Kontakt, das ist die "Zündung".
Anschließend wird es etwas krimineller, weil der Rest der ganzen Mimik jeweils durch umgebogene Blechzungen gehalten wird ("gebördelt"). Man muß schon etwas rustikaler aber trotzdem mit Fingerspitzengefühl dran gehen, um das aufzuhebeln.


Nach dem Zerlegen wird alles gründlich gereinigt. Das eigentliche Gehäuse und auch der Beschriftungsring sind ursprünglich verchromt. Am Gehäuse war der Chrom noch teilweise vorhanden, am Beschriftungsring nicht mehr. Der Beschriftungsring, welcher im Blech noch eine massive Einlage hat wird ebenfalls durch vier Blechlaschen im Gehäuse gehalten. Diese müssen ebenfalls aufgebogen werden.
Auch hier wieder alles "idiotensicher" - durch eine kleine Nase im Gehäuse nebst Aussparung im Ring paßt dieser nur in der richtigen Stellung.
Der Knebel wiederum ist mit zwei Blechlaschen in seinem Gegenhalter befestigt. Auch das "idiotensicher", die Blechlaschen und die Aussparungen im Gegenhalter haben unterschiedliche Breite.
Den Knebel und den Beschriftungsring habe ich recht rustikal mittels Drahtbürste bearbeitet. Chrom war eh weg, und alles rostig. Leider sind im Beschriftungsring und im Knebel auch zahlreiche Korrosionskrater entstanden. Den Knebel habe ich schwarz lackiert, und den Beschriftungsring im blanken Zustand mit Klarlack. Vorher habe ich, so gut es ging, in die Beschriftung etwas verdünnte schwarze Farbe gewischt. Das Gehäuse habe ich gereinigt und mit silbernem Lack gestrichen.

Im Anschluß ging es an den Zusammenbau. Unter Aufgebot nahezu aller seit meiner Jugend mir angeeigneten Schimpfwörter und Flüchen, wobei auch zahlreiche nichtjugendfreie zum Einsatz kamen, konnte ich dann die doch recht massiven Blechlaschen des Mitnehmers wieder einigermaßen fest über den Gegenhalter bördeln bzw. biegen, was etwas beherzte aber sanfte Gewalt bedingte. Schließlich durfte sich ja das Gehäuse dabei nicht verbiegen, und das Ganze mußte einigermaßen straff sitzen.
Egal - nun ist alles wieder zusammengesetzt und gefettet, und zumindest laut elektrischem Durchgangsprüfer funktioniert alles soweit.


Den Chrom konnte ich leider nicht wieder herstellen, was auch aufgrund der Korrosionskrater nicht wirklich Sinn machen würde. Ich denke aber, das blanke Metall unter Klarlack zeigt ähnliche Wirkung - authentische Patina nach über 80 Jahren.
Viele Grüße,
Oli